Zappst du noch oder streamst du schon?

Wir kennen sie alle: Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Maxdome, Sky – um nur die populärsten zu nennen. Ganz neu mit dabei: Joyn, welcher “Deutschlands größter kostenfreier Streaming-Dienst” werden möchte. Und die Zahl wächst, ständig kommen neue Anbieter mit spannenden Serien, Filmhighlights und eigenen Produktionen auf den Markt. Was auch kein Wunder ist, denn Streaming ermöglicht uns zu gucken was wir wollen, wann wir wollen und wo wir wollen. Während man vor einigen Jahren noch pünktlich zu seiner Lieblingsserie vor dem Fernseher saß, schaut man heute wann es einem passt. Wir haben die freie Wahl – und das gefällt uns!

Bei all der Freiheit und den spannenden Serien auf Netflix & Co., über die jeder spricht und die man nun mal gesehen haben muss um mitreden zu können, stellt sich die Frage nach dem klassischen Fernsehen. Ganz wie in alten Zeiten pünktlich vor der Flimmerkiste sitzen und Familienduell schauen – gibt’s das noch? Und wer erinnert sich nicht daran, wie man sich früher vor dem Fernseher zum gemeinsamen „Wetten das?“ Gucken versammelt hat? Fernsehen war eine soziale und auch zeitliche Routine, an die man gewöhnt war. Vieles davon fällt nun durch das individuelle streamen weg. Außer man trifft sich natürlich zum gemeinsamen Game-of-Thrones Gucken oder Mädelsabend mit Disneyfilm-Marathon.

Apropos: Im November geht Disney mit dem eigenen Streamingdienst Disney+ auf den Markt. Dafür hat man sich unter anderem die Simpsons an Board geholt – alle 30 Staffeln. Das hat bisher kein Anbieter geschafft. Außerdem hat der Konzern viele Eigenproduktionen mit hohem Budget, zum Beispiel eine StarWars und eine Marvel Serie angekündigt. Natürlich werden auch die altbekannten und geliebten Klassiker wie „Die Schöne und das Biest“ hier vertreten sein. Wann genau Disney+ auf den deutschen Markt kommt ist allerdings noch unklar. AppleTV+, WarnerMedia und NBCUniversal wollen natürlich ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben und kommen daher zeitnah als weitere Anbieter auf den Markt.

Aber wie steht es denn nun um unsere einst so geliebte Flimmerkiste? Seit Jahren hört man Thesen und Vermutungen darüber, wann das Fernsehen tot sein wird.  Medienexpertin Lisa Jäger: “Immer mehr Menschen wenden sich vom linearen Fernsehen ab“. Verschiedene Studien, Expertenmeinungen und Interviews mit wichtigen Konzernbossen bringen im undurchsichtigen Informationsdschungel wenig Klarheit. Fest steht allerdings laut der aktuellen Umfrage von YouGov, dass Streaming besonders bei den Millennials zum Alltag dazu gehört. 70% haben mindestens einen Anbieter abonniert – bei der Bevölkerung ab 35 sind es auch schon 52%, mit steigender Tendenz. Laut einer anderen Studie kommen so die Millennials nur noch auf täglich 94 Fernsehminuten, während die über 60-Jährigen 248 Minuten vor dem Fernseher verbringen. Bei den Jüngeren, deren TV-Konsum seit 2011 kontinuierlich sinkt, kommen dafür allerdings täglich 53 Minuten für Streamingdienste und Youtube dazu, die von der Generation Ü60 derzeit noch wenig genutzt werden. Laut YouGov sind die Nutzer allerdings gesättigt, alle befragten Altersgruppen gaben in ähnlichen Verteilungen an, dass es bereits zu viele Streaming-Plattformen gibt. Es wird sich also zeigen wie und ob sich Disney+ und Co. etablieren können.

Die Zukunft könnte nach der Komplementärthese wie folgt aussehen: das eine Medium wird das andere nicht verdrängen, sondern ergänzen. “Online und lineares Fernsehen schließen sich nicht aus” so Dirk Reinbothe, Director und Experte für den Streaming- und TV-Markt bei Nielsen. Außerdem belebt Konkurrenz ja bekanntlich das Geschäft, den Kampf um kreative Köpfe und Fachkräfte. Und beschert uns ganz nebenbei einfach ein viel größeres Angebot an Entertainment. Wir haben, wie in unserer jetzigen Zeit eigentlich überall, ein Überangebot bis Überfluss und letztendlich die Qual der Wahl. Wir wollen alle Freiheit zu entscheiden  – in diesem Fall was wir gucken wollen – und verbringen am Ende wahrscheinlich den ganzen Abend mit der Suche nach dem richtigen Programm.

Erweitert der zusätzliche Streamingmarkt die Chancen für Schauspieler und Filmschaffende? Wie ist euer Fernsehguck-/Streamingverhalten?

Lasst uns eure Meinung da, wir sind gespannt was ihr denkt!